 Wie die Absage einer "israelkritischen" Veranstaltung in Graz Friedensbewegte zu den gewohnten geschichtsrevisionistischen Blüten treibt und die KP Graz kein Problem damit hat.
Von Kosmonaut
Die Vorgeschichte
Im November 2005 sollte an der Uni Graz eine "israelkritische" Veranstaltung abgehalten werden. Auf dem Podium hätten laut "Steirischer Friedensplattform" angeblich "profunde Kenner der Nahostpolitik" sitzen sollen. Neben der Völkerrechtlerin Yvonne Schmidt, weiters der Universitätslehrer Ludwig Watzal und als Moderator Fritz Edlinger. Bekannt sind die Herren Watzal und Edlinger vielmehr als Israelhasser, denn Kritiker.
Edlinger gab vor kurzem im, von Hannes Hofbauer geleiteten linken Promedia-Verlag, das Buch "Blumen aus Galiläa" von einem gewissen Israel Shamir heraus. Dieser Shamir heißt in Wirklichkeit Jöran Jermas; (siehe: D?-W). Sein Machwerk wärmt sämtliche antisemitische Vorurteile wieder auf. (Zitate aus "Blumen aus Galiläa": (mayday). Watzal ist ebenfalls als, nun ja, sehr einseitiger Israelkritiker bekannt; (siehe z. B.: Matthias Küntzel).
Die geplante Veranstaltung wurde nach Protesten von der Universitätsleitung abgesagt. Die KP Graz wollte den Veranstaltern den Karl-Drews-Klub als Alternative anbieten. Die Wochenzeitung Falter brachte in der Steiermarkbeilage Nr. 47, vom 23. 11. 2005 unter dem Titel "Antisemitische Blüten" einen Bericht über Jermas und die Veranstaltung mit seinem Herausgeber Edlinger. Auch nach einer Nachfrage des Falters standen Stadträtin Elke Kahr und Parteichef Franz Parteder zu diesem Angebot.
(Die Veranstaltung wurde im Dezember 2005 abgehalten; siehe: die Jüdische
und: Mayday)
Die österreichischen Lehren aus der Geschichte: Der Judenmord geht in Ordnung
Am 25. 11. 2005 konnte die "Steirische Friedensplattform" einen offenen Brief gegen die Absage der Veranstaltung auf der Homepage der KP Graz platzieren, in dem es heißt: "Wir sehen es als unsere Verantwortung, auch aus der österreichischen Geschichte zu lernen und das bedeutet konkret, nicht weiter Schuld auf uns zu laden, indem wir zu den Verbrechen am palästinensischen Volk schweigen."
Die "eigene" Schuld am Judenmord - die Schuld des nationalen Kollektivs, dem sich die Friedensfreunde "natürlich" zugehörig wissen und weswegen sie so große Abwehrprobleme mit der Schuld haben! - wird kompensiert, indem man den überlebenden Juden und Jüdinnen und deren Kindern jetzt ähnliche mörderische Untaten unterstellt. Die Nachfahren der jüdischen Opfer von früher sollen heute als Widergänger ihrer Peiniger bekämpft werden. Wer die neuen Nazis nicht bekämpft, lädt, wie die Volksgemeinschaft im Dritten Reich, Schuld auf sich. Die beste Relativierung des NS kriegt man hin, wenn man die Opfer in die Nähe der Täter rückt.
Als Wiedergutmachung dafür, dass "unsere" Großeltern nichts gegen den Judenmord einzuwenden hatten - weil sie die Gründe (die "Verbrechen" am deutschen Volk) ganz einleuchtend fanden - stellt die "Steirische Friedensplattform" den Judenstaat als Nazistaat hin. Aus der Geschichte lernen, heißt, die Vergangenheit so umzulügen, dass die Gegenwart mit der Gleichung: Die Israelis sind die Nazis von heute und die Palästinenser die Juden von heute - gerechtfertigt werden kann.
Wenn das stimmt, dann heißt aus der österreichischen Geschichte lernen, von den Nazis lernen! Unterstützt wird diese Lesart durch den folgenden Satz "Es hilft niemandem, wenn in 50 Jahren (soll heißen: jetzt; Anm.) unsere Enkelkinder klagen und fragen: warum habt ihr damals nichts getan? Jetzt ist zu informieren, Unrecht aufzuzeigen, Landraub, Vertreibung und gezieltes Töten der Widerständigen als das zu benennen, was es ist: ein Verbrechen." Das ist ja auch passiert: Arisierung, Exilierung, Vernichtungslager, Warschauer Ghetto usw. Das hat sich aber alles HIER abgespielt; nichts davon passiert so in Palästina.
"Nachrichten über die Situation in Palästina haben nicht viel Platz in unseren Medien. Gerade deshalb sind Veranstaltungen dieser Art so notwendig. Denn die Lage des palästinensischen Volkes ist dramatisch: die seit Jahrzehnten andauernde Besatzung, das Elend in den Flüchtlingslagern, die andauernde Landnahme, der völkerrechtswidrige Bau der Apartheid-Mauer, Folter, gezielte Tötungen, Kinder-gefangene, eine absichtlich durchgeführte Aushungerungspolitik zeigen klar, wer die Unterdrückten und wer die Unterdrücker sind. Dies sind klare Verstöße gegen das Völkerrecht und gegen die Menschenrechte." Hier drückt sich nochmals der Wunsch nach Reinwaschung der deutschen (inkl. österreichischer) Geschichte aus. Es findet nochmals ein Kampf gegen die Juden statt, die der deutsche (und österreichische) Hass in Naziuniformen hineinphantasiert mit abermaliger Wiederholung der Hassparolen von damals gegen die Juden als "Zersetzer und Vernichter". Was hat das mit Israel zu tun? Hat nicht der größte Braune aller Zeiten damals auch gesagt, die Juden hätten als erste das Völkerrecht verletzt und das deutsche Volk würde sich nur wehren? Es kann schon sein, dass die "Steirische Friedensplattform" das SO nicht gemeint hat, aber nur so und nicht anders kann es gelesen werden. Selbst wenn statt Juden "nur" die Zionisten gemeint wären, würde dasselbe herauskommen.
Es macht wenig Sinn derartige Friedensbewegte, über ihren Nationalismus und Antisemitismus aufzuklären, weil sie daran kein Interesse haben. Die tatsächlichen "Verbrechen am palästinensischen Volk" interessieren die Unterzeichner und die Unterzeichnerin nicht im Geringsten. Für die "Steirische Friedensplattform" sind sie der Vorwand, um Israel zu delegitimieren, indem sie es mit dem Nazistaat gleichsetzen. Sie wollen nicht informieren, sie wollen diffamieren, um die Geschichte ihres "eigenen" nationalen Kollektivs, dem sie sich "natürlich" verbunden wähnen, schönfärben. Dazu dienen die "Lehren aus der Geschichte"!
Ein derartiger Aufruf kann problemlos auf der Homepage einer antifaschistischen Partei erscheinen; (siehe: KP Steiermark). Parteder wird im Falter mit dem Satz "Es gibt wichtigere Themen, mit denen man sich auseinander setzen sollte" zitiert. Der moderne Antisemitismus, in der Form des Antizionismus, stellt für ihn kein Problem dar.
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